IKJA e. V. Internationale Kulturelle Jugend-Arbeit e. V.

Medien & Dokumentation

Der Verein will in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein schaffen für die Notwendigkeit, dass sich Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen begegnen. Mit unseren Kulturprojekten wollen wir zeigen, wie viel Freude es bereitet, diese wertvollen Brücken für ein friedvolles und tolerantes Miteinander zu schlagen. Wir produzieren eigene Medien wie Theaterszenen und Stücke, Choreografien, Zeitungen und Kurzfilme, die genau dieses hervorheben ssowie die Kraft, die in diesen Begegnungen steckt, lebendig wiedergeben.

Die Produktion „Alice: Back to Wonderland – Wenn du über Grenzen gehst“
vom GET2gether Jugendtheater

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„Wir wollen mehr Demokratie wagen, wir wollen eine Gesellschaft, die mehr Freiheit bietet und mehr Mitverantwortung fordert!“ Bundeskanzler Willy Brandt, Regierungserklärung am 28.10.1969

Dieser Herausforderung haben wir uns in unserem Modellprojekt Next Generation – Community2action angenommen. Mit einer Gruppe von Jugendlichen zwischen 16-26 Jahren verschiedenster Herkunft, aus mehr als 10 Nationen und Religionen, mit und ohne Migrationshintergrund, mit und ohne körperlichen Einschränkungen und aus allen Stadtteilen Hannovers haben wir sechs Monate gemeinsam an der Entwicklung einer Geschichte und ihrer Inszenierung durch Videos, Choreografien, Tanz- und Gesangseinlagen gearbeitet. Vor kurzem lief der erste Durchlauf, eine Tournee mit neun Auftrittsterminen in Hannover und Niedersachen sind bereits organisiert und der Flyer ist im Druck.

In den letzten drei Jahren haben viele junge Menschen, vor allem aus Krisengebieten, bei uns Zuflucht gefunden. Jetzt ist es an der Zeit, sich über das Unterbringen hinaus mit der Frage einer friedenssichernden Integration auseinanderzusetzen. Demokratie ist die Basis unseres Gesellschaftsmodells und der Werte, die wir teilen. Diese Werte wie Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Chancengleichheit gilt es, der nächsten Generation weiterzugeben. Zugleich können wir in dieser Hinsicht von ihr lernen. Demokratie ist ein Prozess und weitaus mehr, als ein Mal im Jahr wählen zu gehen. Sie erfordert von einer heterogenen Gruppe auch: gemeinsame Ideen und Vorstellungen zu formulieren, die auf den Grundwerten unserer Verfassung aufbauen. Integration bedeutet in diesem Sinne gelebte Demokratie, sich auf Augenhöhe zu begegnen, einander anzuschauen und einander zuzuhören. Sie bedeutet, eine Mehrheitsgesellschaft ebenso wie Minderheiten und junge Menschen zu integrieren.

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Zur Handlung:

Alice: Back to Wonderland – Wenn du über Grenzen gehst

Das Spannungsfeld zwischen transkultureller Begegnung und Traditionen in einem multikulturellen Deutschland des 21. Jahrhunderts wird anhand der Geschichte von Alice, einer jungen schwarzen Frau, erzählt. Einer Frau, die sich verliebt. In der aktuellen Tanztheaterproduktion öffnet das GET2gether-Jugendtheater die Türen zu den verborgenen Welten Hannovers, lässt sich von den Fluten der Absurdität durch die Zeit spülen und tanzt auf den Teepartys der gebrochenen Gesellschaft. In den Zeiten eingezäunter Freiheit überwindet Alice die Grenzen gesellschaftlicher Mikrokosmen und begibt sich auf einen Roadtrip der ganz anderen Art.
Denn Anderssein ist Menschenrecht.

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Parisa Hussein-Nejad, Regisseurin und Theaterleitung sagt:

„Unsere Zielgruppe ist Diversity. Und diese Vielfalt versuche ich, in dem Stück Alice: Back to Wonderland auf Augenhöhe und thematisch aufzugreifen. Deshalb gibt es in diesem Stück keine Hauptrollen. Die Figur Alice wurde ausgesucht, weil es auch in dem Buch darum geht, dass sie in die Schablonen der Traditionen und Normen nicht reinpasst. Sie ist zu klein oder zu groß und soll sich anpassen, verändern. Diese Erfahrung teilen auch viele unserer Jugendlichen, da es auch eine Erfahrung des Erwachsenwerdens ist. Besonders, wenn man vielleicht wirklich anders ist.

Bei der Urfassung von Alice ging es um die Normen und Konventionen im viktorianischen England. In unserer Zeit und an unserem Ort geht es um Hannover im 21. Jahrhundert. Heute ist alles noch viel komplizierter, da es in einer multikulturellen Gesellschaft gleich um mehrere Kulturen geht, die parallel existieren und ihre Regeln und Normen haben. Die Charaktere, denen Alice begegnet, bringen diese unterschiedlichen Kulturen mit und sie sind darin gefangen. Dramaturgisch ist Alice im Wunderland eine Nonsense-Fiction, also ohne klare Linie, ein Roadtrip mit überraschenden Begegnungen, aber auf eine sehr diffuse und absurde Art. Es ist daher gelungen, für die vielen Charaktere Geschichten ohne eine Geschichte zu erzählen. Viele Geschichten laufen parallel ab. Über Humor soll der Zugang leichter eröffnet werden, denn nur so überleben viele unserer Jugendlichen in der Gesellschaft. Auch dafür ist Alice, weil das Stück mit Wortspiel arbeitet, als Geschichte besonders geeignet. Die Sprache ist ein Medium, über das Systeme übertragen und gebrochen werden können. Das haben wir versucht, vom Original zu übernehmen. Da bei uns in der Gruppe die Begegnung von Jungen und Mädchen innerhalb einer multikulturellen Gesellschaft, aber auch gesamtgesellschaftlich, ein großes Thema ist, habe ich nicht nur das Erwachsenwerden, sondern auch die Begegnung mit dem anderen Geschlecht reingenommen und aus Alice Alice und Max gemacht. Auf ihrem Roadtrip begegnen ihnen auf dem Weg zueinander lauter absurde Geschichten sowie Charaktere. Und was im viktorianischen England die Teeparty ist, ist bei uns die Party mit Alkohol.“

Die Produktion „Human Act“ vom Jugendtheater GET2gether

Für die Produktion „Human Act – Tanztheater zum Thema Menschenrechte“ hat eine Gruppe von 14 Jugendlichen im Alter von 16 bis 24 Jahren aus sieben Nationen unter der Regie von Parisa Hussein-Nejad, der Schauspielleitung von Saham El-Gaban und dem Tanztraining von Amanda Reich vom Oktober 2016 bis März 2017 geprobt. Nach einer erfolgreichen Premiere im März 2017 ging sie im September auf Tournee in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hessen und Baden-Württemberg.

Unser Human Act Video:

Wovon handelt die aktuelle 70 minütige Produktion „Human Act – Tanztheater zum Thema Menschenrechte“?

Eine Gruppe von jungen Menschen trifft sich und diskutiert gemeinsam über Menschenrechte. Ein großer Teil von ihnen musste vor nicht allzu langer Zeit aus seiner Heimat fliehen.

„Wir waren Freunde, haben jahrelang als Nachbarn friedlich nebeneinander gelebt. Wir haben uns gar nicht damit beschäftigt, wer an welche Propheten glaubt und wer welcher politischen Gesinnung angehört, aber auf einmal wurde es wichtig. Freundschaften zerbrachen und Nachbarn wurden zu Feinden und und dann kam der Bürgerkrieg“, erzählt Mozefar, ein Teilnehmer des Projektes Human Act

Wie passiert das eigentlich, dass wir aufhören, einander im Geiste der Mitmenschlichkeit zu begegnen, uns als gleich und zugehörig zu betrachten? Wann wird aus dem WIR ein DU und ICH?

Wann verlieren Menschenrechte ihre Bedeutung?

Warum verlieren Menschenrechte ihre Bedeutung?

Mit diesen Fragen hat sich die Gruppe beschäftigt. Das Ergebnis geht unter die Haut. Ein Tanztheater-Stück. Momente der menschlichen Begegnung an einem unbekannten Ort. Eine Tragikomödie. „Auch, wenn wir mit ernsten und schweren Themen arbeiten, ist Humor für uns in der Gruppe immer sehr wichtig – es ist unsere Art, mit dem Wahnsinn auf der Welt umzugehen, aber nicht aufzugeben“, berichtet Parisa Hussein-Nejad von dem Probenprozess.

Themen wie Freiheit, Liebe, Geschlechterrollen, Religion, Herkunft werden im Lichte der Gedanken von Menschenrechtsaktivist*innen thematisiert. Während der Mensch auf der Bühne noch versucht, den globalen Wahnsinn zu begreifen, schwirren indes politische Figuren wie Trump, Assad und Rabbit, ein rosa Hase als groteske Clownsfiguren neben dem gewöhnlichen Bürger auf der Bühne herum und preisen die Formeln ihrer Ideologien. Es entsteht ein Wettkampf zwischen den Lagern. Gruppen trennen sich, Menschen stehen auf, Bündnisse entstehen.

Am Ende bleibt die Frage, was ist wirklich wichtig und wofür lohnt es sich, zu kämpfen.

Ein Stück von und mit Jugendlichen aus Hannover.

Unsere Produktion in 2016 „Lost in Paradise – Begegnung ist alles“ 

„Ich habe geträumt der Krieg wär vorbei. Du warst hier und wir war´n frei.“

Das Theaterstück Lost in Paradise zeigt perspektivenreich die Lebenswelten von Einheimischen sowie neuzugewanderten Jugendlichen auf. Von Gruppenstrukturen und Leistungsansprüchen über Liebe und ihren – von der Gesellschaft – auferlegten Grenzen, von Verständnis bis hin zu Wut und Eifersucht. Unserer Gesellschaft wird ein Spiegel vorgehalten: Mit Gesang, Tanz und Schauspiel wollen die 36 Jugendlichen die Zuschauer berühren und zum Nachdenken anregen. Premieren Termin 26. und 27. November in der TKH, am Aegi

Verloren im Paradies? Der Titel mag für einige zunächst verwirrend klingen, spiegelt aber die Innenwelt vieler Menschen wieder – nicht nur von den Geflüchteten. Das Stück vermittelt einen Blick in die Seele und zeigt die Emotionen eines Menschen, die meist tief im Inneren versteckt bleiben. Zwei Cliquen treffen hier zusammen. Der Spielort: eine Turnhalle. Die Zuschauer sitzen mitten drin. Hier wird geschwitzt, hier hört die Privatsphäre auf, der kleinste gemeinsame Nenner. Fiktion und Realität verschwimmen. Welten prallen aufeinander und erscheinen unüberwindbar. Leben, lieben, lachen, dass muss Mia, die Anführerin der Einheimischen, erst einmal von dem Neuzugewanderten Simion lernen: „Wir sind frei, wenn wir geboren werden, aber schon kurz darauf wachsen wir mit den Werten unserer Eltern und den Normen der Gesellschaft auf“, erkennen beide. So bestimmen zunächst Vorurteile – auf beiden Seiten – aber auch Liebe und Gefühle das Zusammentreffen.

Frei, Freiheit, Frei sein. Wie unfrei sind wir in all unserer Freiheit? Während die einheimischen Jugendlichen sich in der deutschen Gesellschaft im vorherrschenden Leistungsdruck durch Schule und Ausbildung beweisen müssen, sehen sich die geflüchteten Jugendlichen vor allem mit Behörden, Formularen, Verordnungen und Gesetzen konfrontiert und müssen zugleich mit ihren Fluchterfahrungen und häufig mit dem Verlust ihrer Familien zurechtkommen.

Spielen die Jugendlichen sich selbst oder eine Rolle? Das Stück spielt sowohl mit der von Aristoteles gepredigten Katharsis wie auch mit Brechts Verfremdungseffekten. Hinterfragen ist hier die Devise. Die Handlung baut auf den Erfahrungen der Jugendbegegnung im Projekt auf und bezieht gleichzeitig Fragmente aus Politik, Medien und Werbung mit ein.

Das Licht ist aus, die Musik geht an. Die Darsteller drängen nach vorne und wieder zurück. Im Takt. Wie ein Puls. Wie ein schlagendes Herz. Ein Kampf. Ein Tanz. Alle Bewegungen sind gleich und dennoch ganz anders. Untermalt wird die Choreografie zum Auftakt der Inszenierung mit der Musik von „Rhythm of the Heat“, die den Zuschauer auf den Weg der Jugendlichen mitnimmt. „Wut, Verzweiflung und ein bisschen Verrücktheit: Das Gesehene ist nicht leicht zu fassen, schwierig zu beschreiben und löst doch im Betrachter tief innen etwas aus“, sagt Ellyn S., 20 Jahre aus dem Publikum. „Man hat das Gefühl, persönliche Geschichten zu sehen, obwohl die Gruppe zugleich wie eine homogene Masse wirkt.“

Transkulturelle Jugendkultur und Community – „Langer Atem“ ein Kurzfilm von Nour-Dein Shaker

Wir möchten eine Plattform für transkulturelle Jugendkultur und eine internationalen Community in Hannover aufbauen. Hier ist es unsere Aufgabe, Jugendliche und junge Erwachsene fachlich, strukturell und organisatorisch zu unterstützen bei der Realisierung von ihren Ideen, der Platzierung von für sie wichtigen Themen und der Begleitung von ihrem zivilgesellschaftlichem Engagement. Der folgende Kurzfilm ist das Ergebnis unserer Zusammenarbeit mit Nour-Dein Shaker, einem jungen Foto- und Video-Künstler.

„Fremde sind immer die Anderen“ – Jugendzeitung zu Rassismuserfahrungen, ein Kooperationsprojekt mit der Faust und gEMiDe

Persönlich, ehrlich und auf den Punkt gebracht, erzählen die Jugendlichen ihre eigenen Erfahrungen und Eindrücke aus Hannover und Deutschland und geben Einblick in ihre innere Auseinandersetzung, ihre Gedanken und Visionen. Mit den Artikeln sollen auch Erfahrungen mit Rassismus publik gemacht werden, weil Nicht-Betroffene sich oft gar nicht vorstellen können, dass es Rassismus vor Ort gibt. Thema sind aber auch Rassismus unter Menschen, die selbst eine Einwanderungsgeschichte mitbringen, Selbstrassismus in der eigenen Familie und Zukunftsperspektive. Die Jugendlichen haken nach, wo es alltägliche und strukturelle Weichen für Rassismus in unserer Gesellschaft gibt.

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Unsere Produktion „How I met my neighbour – on stage!“

Frei zu leben – wie alle anderen Menschen auch – ist für mich sehr wichtig. Ich bin seit jeher auf der Durchreise und bin diese Art von Leben leid. Mein Ziel ist, eine Heimat zu haben, um mich zugehörig zu fühlen.“
Naji- ein Projektteilnehmer

In mehreren von Musik untermalten Sequenzen erzählen die SchauspielerInnen die Geschichten ihres Lebens, offenbaren ihr Denken und bringen ihre Reflektionen zur Gegenwart auf die Bühne. Gründe die zum Verlassen der Heimat zwangen, Hoffnung auf ein besseres Leben, Erfahrungen mit der Einwanderungsbehörde, kleine Wünsche des Alltags und gesellschaftskritische Beobachtungen werden szenisch verarbeitet und ästhetisch anregend in der Begegnung auf der Bühne dargestellt.